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Aktuelle Kalziumfilter im Sonnenfotografie-Test

Ich hatte die Gelegenheit, die zurzeit auf dem Markt befindlichen Systeme (Baader K-Line Filter, Coronado CaK-PST und Coronado MaxScope 70 CaK) fotografisch zu testen. Die Geräte liegen hierbei in völlig unterschiedlichen Preiskategorien.

Vorab...

Plages um einen großen Flecken (Coronado CaK PST).
Da die Emissionslinien des Kalziums am höherenergetischen Ende des für Menschen sichtbaren Spektralbereichs liegen, ist erstens wegen der geringen Empfindlichkeit und zweitens wegen der möglichen Schädigung der Augen die Beobachtung mittels CCD-Kamera sehr viel sinnvoller als die visuelle.

Aus praktischer Erfahrung geht hervor, dass eine Webcam, ausgestattet mit einem S/W-Chip (oder eine richtige CCD-Kamera) die geeignete Lösung ist und die besten Ergebnisse liefert. Arbeitet man mit einem Farbchip, so wirken sich die winzigen Farbfilter auf den Pixeln negativ aus und schlucken Licht. Denn man beobachtet und fotografiert schließlich monochromatisch, genau wie bei der H-Alpha-Fotografie. Weiterhin sind digitale Spiegelreflexkameras ungeeignet, dal man visuell durch den Kamerasucher scharf stellen muss. Die Sonnenscheibe ist visuell im Kalziumlicht sehr dunkel, sodass das Finden des optimalen Schärfepunktes praktisch hoffnungslos ist. Eine mit S/W-Chip ausgestattete Webcam sieht allerdings in diesem Wellenlängenbereich noch eine ganze Menge. Es lässt sich daher sehr bequem am Monitor scharf stellen.

Baader K-Line Filter

Plages umgeben zwei kleine Flecken (Baader K-Line-Filter).
Der Baader-Filter ist die kostengünstigste Lösung von allen. Die Ausführung als 1,25-Zoll Filter ermöglicht zusammen mit einer Sonnenfilterfolie praktisch die Nutzung an jedem beliebeigen Gerät. Somit ist der K-Line-Filter auch eine sehr flexible Lösung. Allerdings sollte man sich zuerst erkundigen, welche Geräte überhaupt in dem Wellenlängenbereich von 395nm ein scharfes Bild liefern. Ein achromatischer Refraktor ist nach eigener Erfahrung völlig untauglich. Ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop liefert bei seiner nativer Brennweite ein leicht unscharfes Bild, höhere Vergrößerungen machen erst recht keinen Sinn. Als sehr tauglich haben sich zweilinsige ED-Refraktoren erwiesen. Der im Test verwendete 80/600mm Refraktor ergab auch in Kombination mit einer 3-fach-Barlowlinse ein scharfes Bild. Sehr gute Ergebnisse liefern auch Newton-Teleskope und Maksutov-Newton-Teleskope.

Der Baader Filter zeigt schon sehr viel mehr Fackelgebiete als ein Weißlichtbild. Auch in der Mitte der Sonnenscheibe können sie ausgemacht werden. Jedoch ist der Filter mit ~40nm recht breit. Daher zeigen sich auch nur hellere Fackeln - ein komplettes Netzwerk lässt sich in der Regel nur erahnen.

Coronado CaK PST

Plages um einen großen Flecken (Coronado CaK PST).
Die Kalzium-Version des Coronado PST hat eine wesentlich engere Bandbreite als der Baaderfilter und zeigt alleine aus diesem Grund das chromosphärische Fackelnetzwerk sehr deutlich. Das getestete PST hat eine sehr gute optische Qualität und liefert ein sehr scharfes Bild. Jedoch ist man hier auf nur 40 mm Öffnung beschränkt. Mit einer 3-fach Barlow – woraus 1200 mm Brennweite resultieren – gerät man hier schon an die Grenzen des Machbaren. Die Auflösungsgrenze eines 40mm-Teleskops wird hier in Verbindung mit einer Webcam schon erreicht. Für 40mm Öffnung sind die fotografischen Ergebnisse aber äußerst zufrieden stellend. Der Filter liefert – im Gegensatz zum H-Alpha-Pendant – ein sehr homogenes Bild, was es wesentlich fototauglicher macht.

Coronado MaxScope 70 CaK

Das Coronado MaxScope 70 CaK.
Mit 70mm Öffnung zeigt das MaxScope 70 CaK ein wesentlich helleres Bild. Dies ermöglicht deutlich kürzere Belichtungszeiten als bei dem PST. Gleichzeitig ist auch eine höhere Auflösung möglich. Allerdings war bei keiner Gelegenheit das Seeing ausreichend um diesen Vorteil effektiv auszunutzen. Daher sind die Ergebnisse stets nur minimal besser als bei dem PST. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Mechanik: während bei dem CaK-PST mit einer kleinen Rändelschraube fokussiert wird, gestaltet sich das Fokussieren am MaxScope dank des Helikal-Fokussierers sehr viel besser. Die Fokussierung ist sehr feinfühlig und der optimale Fokus ist schneller gefunden.

Trotz all dieser Vorteile lässt der rund 5-mal höhere Preis das MaxScope allerdings mit einem deutlich schlechteren Preis/Leistungs-Verhältnis dastehen.

Fazit

Das Coronado PST CaK.
Die fotografischen Tests haben ergeben, dass mit dem Baader K-Line-Filter ein guter und äußerst flexibler Einstieg in die Kalzium-Sonnenfotografie gegeben ist - Er lässt sich zwar nur mit bestimmten Optiktypen kombinieren, dafür kann aber mit beliebiger Öffnung gearbeitet werden. Das PST ist wegen des engeren Filters und des guten Preis/Leistungs-Verhältnis sehr gut für die Fotografie geeignet und trotz der Beschränkung auf eine relativ kleine Öffnung von nur 40 mm ein echter Tipp.
Das MaxScope 70 CaK liefert zwar mit 70 mm ein helleres Bild und eine bessere Mechanik als das PST, hat aber eine mit diesem identische Halbwertsbreite. Für die gebotene Leistung ist dieses Gerät daher leider etwas überteuert.

Fotografische Ergebnisse können natürlich in der Sonnengalerie unter Die Sonne im Licht der Kalzium K-Linie (CaK) betrachtet werden!