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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

Mars Opposition 2005 - Eine Zusammenfassung

Mars hat genau wie die Erde zwei Polkappen, die bei einer Achsneigung von 24,9° von der Erde aus gut zu beobachten sind. Leider ist die Nordpolkappe immer nur bei einer Opposition zu sehen, die während dem Aphel des Mars stattfindet. Daher ist es stets einfacher die südliche Polkappe zu erkunden, da diese immer bei einer Perihel-Opposition zu sehen ist. Bei den Oppositionen 2003 und 2005 war die südliche Polkappe optimal sichtbar. In den kommenden Jahren wird sich der Oppositionstermin so verschieben, dass die nördliche Eiskappe wieder gut sichtbar wird. Die Polkappen bestehen zum größten Teil aus CO2 mit einem geringen Anteil an Wasser.

Ich versuche hier die von mir 2005 beobachteten und fotografisch dokumentierten Veränderungen der Polkappe und die Wetter-Erscheinungen zusammenzufassen. Dabei kam es kam es zu verschiedenen Wolken- und Dunstbildungen, sowie zum Auftreten von gelben Staubwolken.

Hinweis: einige der Bilder werden beschriftet, wenn man mit der Maus darüber fährt!

Die Südliche Polkappe

Mars am 26.06.2003 und am 07.12.2003
Während der Perihel-Opposition 2005 war auf der Südhalbkugel des Mars Sommer. In Folge dessen schmolz die Polkappe stark ab. Bei voller Ausdehnung erstreckt sich das bedeckte Areal bis in Breiten von 60° bis 70°! Während des Mars-Sommers schmilzt sie soweit ab, dass ihre Ausdehnung nur noch wenige Breitengrade beträgt. Das sublimierte Material verteilt sich in der Atmosphäre und ist für das Auftreten von Wolken verantwortlich.

Die Abbildung rechts zeigt zwei Vergleichsbilder von 2003. Das erste wurde zu Beginn der Opposition aufgenommen, das andere gegen Ende. Da Mars zu diesen Zeiten nur einen recht kleinen scheinbaren Durchmesser aufwies, ist die Detailauflösung dementsprechend gering. Es sollte aber beachtet werden, dass auch auf dieser Aufnahme nicht wirklich die gesamte Ausdehnung der Polkappe zu sehen ist. Hier hatte der Schmelzprozess schon eingesetzt. Jedoch ist das Ausmaß der Veränderung trotzdem deutlich.

Novus Mons (Mountains of Mitchell)

Novus Mons, auch Mountains of Mitchell genannt am 23.08.2003.
Bei den Koordinaten 75S 315W befindet sich eine Berggruppe namens Novus Mons, die auch Mountains of Mitchell genannt wird. Dort hält sich das Eis deutlich länger als in der flacheren Umgebung. Dadurch trennt sich beim Schmelzprozess im Laufe von Tagen eine weiße Insel ab.

Diesen Prozess konnte ich bei der Opposition 2003 am 23. August festhalten. Auf der Aufnahme (Abb. rechts) ist am rechten Rand der Kappe Novus Mons als Ausbuchtung zu sehen. 2005 waren die Wetterbedingungen für die entsprechende Beobachtung leider sehr schlecht und Mars war zudem noch sehr weit von der Erde entfernt. Daher greife ich hier auf das Material von 2003 zurück.

Veränderungen und Wolkenerscheinungen im Verlauf der Opposition 2005

Mars am 20. Juni 2006, aufgenommen mit dem Celestron C11.
Über ein Monat später, im August 2005, war die Polkappe schon deutlich abgeschmolzen, wie eine Aufnahme vom 5. August zeigt. Auch auf Novus Mons (recht neben der Polkappe) ist scheinbar nicht mehr viel Material übrig. Der blaue Dunst im Norden tritt etwas deutlicher hervor.

Besonders gut sichtbar sind hier Sinus Sabaeus und Sinus Meridiani, welches sehr nahe am Ursprung des marsianischen Koordinatensystems liegt. Südlich hiervon sieht man die ausgedehnten dunklen Regionen Noachis und Hellespontus. Nördlich liegt die helle Wüstenregion Arabia, hier sind leider keine Einzelheiten erkennbar.

Mars am 17. August. Es zeigen sich erste Wolken im Norden.
Auf Bildern vom 17. August zeigten sich nun endlich die ersten blauweißen Wolken in der nördlichen Polarregion. Sie waren bereits sehr ausgedehnt und erreichten eine Breite von bis zu +45°. Die Wolken bedecken zu einem großen Teil das Gebiet Aetheria.

Die SPC (southern polar cap) war inzwischen deutlich weiter geschrumpft. Nördlich von ihr wurde ein helleres, horizontal orientiertes Gebiet freigelegt. Es handelt sich hierbei um die Region Thyle II.

Die folgenden Aufnahmen zeigen, wie schnell die Polhaube wieder komplett verschwinden oder sich neu bilden kann.

Eine orographische Wolke über Arsia Mons am 28. August 2006.
Die erste Sichtung einer orographischen Wolke gelang mir am 28. August. Diese Wolken entstehen durch den Einfluss des Untergrundes auf die Luftströmung. Berge oder Gebirge sorgen für aufwärts gerichtete Luftbewegungen. Beim Aufgleiten kühlt sich die Luft unter die Taupunktstemperatur ab, Wolkenbildung setzt ein.

Die hier beobachtete Wolke bildete sich an einem großen Schildvulkan in der Tharsis-Region, nämlich an dem bereits genannten Arsia Mons. Der kleine dunkle Fleck nördlich der Wolke ist übrigens Olympus Mons – der größte bekannte Vulkan im Sonnensystem.

Von den Wolken im Norden war leider kaum was zu erkennen. Sie sind nicht symmetrisch um den Pol verteilt. Anhand der Aufnahmen anderer Fotografen auf ALPO Japan kann man erkennen, dass es vor allem nördlich von Chryse im Bereich von Mare Acidalium, sowie über Elysium zur Wolkenbildung kommt.

Der Northern polar haze ist wieder deutlich zu sehen (30.08.2006).
Zwei Tage später, am 30. August waren wieder deutlich mehr Wolken im Norden zu sehen (Northern polar haze). Orographische Wolken jedoch gab es diemal keine. Wie andere Marsaufnahmen von dieser Nacht zeigen, ist meine Aufnahme zu früh entstanden. Beispielsweise zeigen Bilder von Christophe Pellier, die nur wenig später entstanden sind, dass sich bei Arsia Mons noch eine Wolke gebildet hat.

Auch hier ist Olympus Mons wieder gut zu sehen. Auch bei ihm werden oft orographische Wolken beobachtet – hier lohnt es sich, stets wachsam zu sein.

Vielfältige Wolkenerscheinungen zeigten sich am 14. Oktober 2006.
Am vielfältigsten waren die Wettererscheinungen bei meiner Beobachtung am 14. Oktober: Die Aufnahme zeigt Sinus Sabaeus ziemlich mittig. Dazu gibt es einige Wettererscheinungen: neben der sehr dichten Polhaube im Norden gibt es zusätzlich auch leichten Dunst nahe des Morgen-Terminators. Am Abend-Terminator sieht man bei Syrtis Major eine orographische Wolke. Bei Chryse ist eine Staubwolke zu erkennen, die sich möglicherweise zu einem etwas größeren Staubsturm entwickelt hat. Solche Staubstürme werden auch als gelbe Wolken bezeichnet.

Leider konnte ich die weitere Entwicklung der Staubwolke nicht verfolgen; die Wetterverhältnisse haben es nicht zugelassen. Auf den Seiten von ALPO Japan gibt es jede Menge Bilder, die zeigen, wie sich der Sturm vergrößerte und sich langsam in Richtung Aonius Sinus bewegte.

Nebel am Morgen-Terminator und Olympus Mons. Foto vom 6. November.
Auf dieser letzten Aufnahme vom 6. November zeigt sich noch mal ein wenig Dunst am Morgen-Terminator im Bereich Mesogaea, östlich der Tharsis-Region. Besonders deutlich ist hier der riesige Olympus Mons, der besonders hell erscheint. Möglicherweise war auch er von einer Wolkenschicht bedeckt. Sein deutliches Hervortreten im Blaukanal lässt diese Vermutung zu.

Die SPC war inzwischen enorm abgeschmolzen und ist auf der Aufnahme nur noch schwach zu erkennen. Im weiteren Verlauf lagerte sich das Material im Norden ab (resublimierte) und bildete eine ausgedehnte NPC. Das ganze ist mir wegen der schlechten Marssichtbarkeit und Wetterbedingungen gegen Ende der Opposition jedoch entgangen.

Zum Schluss noch ein paar nützliche interne Links zur Beobachtung und Fotografie: