Dieser Artikel ist eine lockere Sammlung verschiedener Tipps zur Weitwinkel-Astrofotografie mit DSLR. Sie soll mit der Zeit mit Text- und Bildmaterial erweitert werden.
Themen
- Motivplanung mit Sonne und Mond
- Fotografie ohne Nachführung
- Nachgeführte Motive mit Vordergrund
- Nachführung: Montierung schieben lassen
- Mondlicht: Blauer Himmel mit Sternen
- Stilmittel für Sternbild-Portraits
- Der große Feind: Taubeschlag
- Aberrationen und Vignettierung von Objektiven
Motivplanung mit Sonne und Mond
Für die Planung von Weitwinkelmotiven beispielsweise mit dem aufgehenden Mond empfehle ich:Hier bekommt man ein Overlay für Google Maps mit verschiedenen nützlichen Informationen für den gewünschten Standort angezeigt:
- Peilung für Mondauf- und Untergang
- Peilung für Sonnenauf- und Untergang
- Peilungen für Sonne und Mond für beliebigen Zeitpunkt
- Alt, Azimut, Auf- und Untergangszeiten für Sonne und Mond
- Zeiten und Azimute der Dämmerungsphasen
Fotografie ohne Nachführung
Auch ohne Nachführung lassen sich schöne Astrofotos erstellen. Dabei können zwei Strategien verfolgt werden:- Punktförmige Sterndarstellung: Die Sterne sollen trotz fehlender Nachführung punktförmig bleiben und keine Strichspuren bilden. Dies gelingt nur mit relativ kurzen Belichtungszeiten und kurzen Brennweiten. Darüber hinaus hilft auch eine verkleinerte Präsentation der Bilder, falls möglich.
- Für mehr Information zu den möglichen Belichtungszeiten in Zusammenhang mit der Brennweite empfehle ich meinen Artikel dazu.
- Strichspuren/Polsequenzen: Ebenfalls ohne Nachführung wird hier ein Himmelsareal einfach länger belichtet, sodass die Sterne aufgrund der Erddrehung bogenförmige Spuren im Bild erzeugen. Hierbei sind stimmungsvolle Kompositionen mit der Landschaft und anderen Vordergrundobjekten möglich. Einige relevante Punkte:
- Für lange Strichspuren wird mit Hilfe eines programmierbaren Timers eine Bildserie mit einigen Minuten Belichtungszeit pro Bild angefertigt, je nach Himmelshelligkeit. Die Überlagerung der Aufnahmen erfolgt anschließend im Maximum-Modus, d.h. immer die hellsten Werte werden für jeden Pixel übernommen. Für diese Aufgabe ist das Programm Startrails empfehlenswert. Prinzipiell kann dies aber jede gute Software zur Bildverarbeitung erledigen.
- Je weiter die Blende geöffnet ist und je höher der ISO-Wert gewählt wird, desto schwächere Sterne bilden deutliche Spuren. Die Wahl dieser Parameter hat also Einfluss auf die Bildwirkung. Hierzu folgen noch Beispiele zur Verdeutlichung.
Nachgeführte Motive mit Vordergrund
Soll der Vordergrund möglichst scharf, d.h. ohne Bewegungsunschärfe dargestellt werden, gibt es zwei Strategien. Die Methode der Wahl richtet sich nach den anvisierten Belichtungszeiten.- Kurze Belichtungszeiten (< 1 min) – Verlangsamte Nachführung:
Die gewünschten Belichtungszeiten liegen etwa im Bereich der Belichtungszeit für eine Sterndarstellung ohne Strichspuren.
Hier kann man den Trick nutzen, nur mit 0,5-facher siderischer Geschwindigkeit nachzuführen.
Dadurch tritt sowohl bei den Sternen, als auch beim Vordergrund erst nach der doppelten "erlaubten" Belichtungszeit Bewegungsunschärfe auf. Viele kleine Nachführeinheiten bieten diese Option. - Anwendungsbereich: Konjunktionen und Sternbilder in der Dämmerung oder mit eher hoher ISO kurz belichtete Portraits von Sternbildern.
- Längere Belichtung – Komposit-Technik:
Es wird ein Komposit aus einem nachgeführten Bild oder einer gestackten Serie des Sternhimmels mit einem nicht nachgeführten
Bild des Vordergrundes kombiniert. Das Zusammenfügen kann z.B. in Photoshop durch Überlagerung und Maskierung mit einer weichen
Auswahlkante erfolgen. Je nachdem, ob das Sternfeld des Motivs auf- oder untergeht, passe ich die Aufnahme-Prozedur an:
- Osthorizont: Die Sternbilder gehen nach und nach auf und sind demnach ungleich stark im Summenbild repräsentiert. Es empfiehlt sich m.E., das Vordergrundmotiv VOR der nachgeführten Serie anzufangen.
- Westhorizont: Alle Sternbilder, die im Laufe der Serie untergehen, werden auf dem Summenbild nicht gut aussehen. Daher ist mein Ansatz hier, die Nachführung NACH der Bildserie abzuschalten und dann den Vordergrund aufzunehmen.
- Anwendungsbereich: tiefer belichtete Sternbilder und Milchstraßen-Panoramen mit Vordergrund.
Nachführung: Montierung schieben lassen
Zumindest bei Nachführeinheiten, die auf einem Schneckenantrieb basieren, konnte ich beobachten, dass die Ausschussrate in zwei Situationen relativ hoch ist:- Genau ausbalanciert
- Übergewicht auf der Westseite
- leichten Übergewicht auf der Ostseite.
Mondlicht: Blauer Himmel mit Sternen
Meistens wünscht man sich kein störendes Mondlicht bei der Astrofotografie. Doch es kann auch ein Gewinn für das Motiv sein, sodass es manchmal Sinn macht, ausgerechnet bei Mondlicht raus zu gehen:- Blauer Himmel: Genau wie das Sonnenlicht bei Tag wird das Mondlicht in der Erdatmosphäre gestreut. Das Stichwort ist hier Rayleigh-Streuung, die stark von der Wellenlänge abhängt. Je kürzer die Wellenlänge, desto stärker die Streuung. Daher der blaue Himmel. Bei Mondlicht erhält man somit Sterne mit blauem Himmel – manchmal ein ästhetischer Bonus.
- Vordergrund: Der Mond sorgt natürlich auch für einen beleuchteten Vordergrund, sodass ggfs. mehr als nur eine schwarze Silhouette zu erkennen ist. Gerade bei einer spannenden Landschaft kann dies genutzt werden.
Stilmittel für Sternbild-Portraits
Stilmittel für besondere Portraits von Sternbildern:- Diffusor-Filter: Um die hellen Hauptsterne eines Sternbildes hervorzuheben und damit ihre Eigenfarben besonders schön zur Geltung kommen, kann ein Diffusor-Filter vor dem Objektiv eingesetzt werden. Einige Aspekte dazu:
- Ein grundsätzlicher Hinweis: Ob ein Bild mit Diffusor ästhetisch wirkt, hängt von der Größe der Lichthöfe und damit auch von der Brennweite ab! Denn mit steigender Brennweite werden auch die Höfe vergrößert. Für mein Empfinden werden die Höfe ab etwa 50 mm Brennweite zu groß.
- Cokin P820/830: Der "Klassiker" in der Astrofotografie sind die Kunststoff-Scheiben des Herstellers Cokin. Schöne Ergebnisse liefern die Filter P820 und P830, wobei der P820 etwas kompaktere Höfe um helle Sterne und damit eine dezentere Betonung erzeugt. Damit dürfte der P820 die bessere Wahl bei etwas längeren Brennweiten darstellen. Leider sind die Filter nicht mehr neu erhältlich.
- Tipp: über die offenen Kanten der Cokin-Filterscheiben kann Licht (z.B. von LEDS in der Nähe) eindringen und für Reflexe sorgen. Daher ist es ratsam die Kanten von Cokin-Filtern mit einem schwarzen Permanentstift zu schwärzen.
- B+W Fog I/II: Aus der Praxis sind mir auch die B+W-Filter "Fog I" und "Fog II" bekannt. Diese Filter produzieren deutlich größere und "weichere" Lichthöfe. Die Resultate sehen wirklich nach nebligem Wetter aus – für meinen Geschmack zu viel des Guten. Der Fog II ist ohnehin zu stark. Zur Betonung heller Sterne sind die Cokin-Filter m.E. besser geeignet.
- B+W Soft-Pro & Zeiss Softar: Diese Filter basieren auf kleinen Linsen, die über die Filterfläche verteilt sind. Sie harmonieren nicht gut mit den punktförmigen Lichtquelle in der Astrofotografie. Es entstehen keine Lichthöfe um Sterne.
- Fokus-Shift-Bilder: Bei Strichspuraufnahmen können die Farben heller Sterne besonders schön gezeigt werden, indem die Belichtung zunächst korrekt fokussiert beginnt, dann aber zunehmend defokussiert wird. Die Sterne bilden dann immer breiter werdende Kegel, die sehr schön die Sternfarben zeigen.
- Fertige Lösungen für die praktische Umsetzung sind mir nicht bekannt. Denkbar ist aber eine Umsetzung im Selbstbau mit einem Fokusmotor für Teleskope, der mit einem Reibrad oder per Zahnriemen den Objektivfokus langsam verstellt.
Der große Feind: Taubeschlag
Foto-Objektive sind in der Regel sehr anfällig für Taubeschlag. Eine Foto-Session kann so ein schnelles unfreiwilliges Ende nehmen. Dagegen helfen zwei Maßnahmen, die im Idealfall kombiniert werden können:- Streulichtblende: Die Anfälligkeit für Taubeschlag kann mit einer Streulichtblende reduziert werden.
Dies gilt besonders für langbrennweitigere Geräte, hier sind großzügig dimensionierte Blenden möglich.
Bei sehr kurzen Brennweiten sind die Streulichtblenden jedoch sehr klein, wenn überhaupt eine nutzbar ist.
An Fisheye-Objektiven ist dies in der Regel gar nicht möglich, da es sonst zu Abschattung käme.
Die Effektivität einer Streulichtblende gegen Tau hängt weiterhin natürlich stark von der Ausrichtung der Kamera ab. Gen Zenit gerichtet ist die Wirksamkeit am geringsten. - Heizband: Der wirkungsvollste Schutz ist ein elektrisches Heizband. Die Temperatur der Frontlinse bleibt für Taubeschlag damit zu warm.
Aberrationen und Vignettierung
Die meisten Objektive leiden in den Bildecken an Abbildungsfehlern wie Koma, Astigmatismus und Chromatischer Aberration. Obendrein ist die Ausleuchtung zu den Bildecken hin schlechter, was als Vignettierung bezeichnet wird. Am stärksten sind diese Abbildungsfehler bei maximal geöffneter Blende.- Abbildungsfehler minimieren: Die Situation verbessert sich, wenn das Objektiv abgeblendet wird. Da damit jedoch die Belichtungszeiten länger werde, gilt es einen Kompromiss zu finden. Bei sehr vielen Objektiven ist dieser im Bereich f/4.0 bis f/5.6 zu finden. Eine Testbildserie ist jedoch ratsam, um die optimale Balance zu finden!
[10.06.2018]