Hier ist ein wenig Theorie zu Thema Seeing und Fotografie: Bei der Planetenfotografie spricht man oft vom einfrieren des Seeings
.
In der Deep-Sky-Fotografie funktioniert dies im allgemeinen nicht.
Der Unterschied liegt in den Belichtungszeiten, die bei Planeten nur Sekundenbruchteile betragen,
im Deep-Sky-Bereich hingegen einige Minuten.
Wo ist die Grenze zwischen beiden Szenarien?
Das Seeing hat seine Ursache in den Turbulenzen in der Atmosphäre. Die entscheidende Frage im Zusammenhang mit der Belichtungszeit ist also:
Wie lange dauert es im Mittel, bis sich das Abbild
eines Objekts durch das Seeing stark verändert?
Die typische Zeit, bis sich das Abbild eines Objekts durch das Seeing sichtbar verändert, wird mit bezeichnet. ist ebenso wie eine Funktion der Wellenlänge. Turbulenzzellen entwickeln sich im Allgemeinen relativ langsam, sodass die Windgeschwindigkeit der zweite ausschlaggebende Faktor für Veränderungen ist. Zusammen mit den typischen Windgeschwindigkeiten ergeben sich aber Werte im Bereich von wenigen Millisekunden.
Dies bedeutet, dass man im Bereich einiger Millisekunden Belichtungszeit anfängt, das Seeing einzufrieren. Darüber gibt es deutliche Bewegungsunschärfe. Die notwendigen Belichtungszeiten sind also weit von denen im Deep-Sky-Bereich entfernt. Nur bei der Planeten-, Sonnen- oder Mondfotografie kann dies funktionieren. Belichtungszeiten lassen sich aber auch hier nicht beliebig verkürzen, da sonst andere Probleme auftreten. Bei der Planetenfotografie bewege ich mich in der Praxis gerade so im Grenzbereich. Hier einige grobe Beispiele – bei der Sonne sind die verfügbaren Lichtmengen natürlich am komfortabelsten:
Objekt | typ. Belichtungszeiten | Objekt | typ. Belichtungszeiten |
---|---|---|---|
Sonne/Cak | 1-5 ms | Saturn | 50-100 ms |
Sonne/Weißlicht | 1-5 ms | Jupiter | 30-40 ms |
Sonne/H-Alpha | 3-30 ms | ISS | 1 ms |
Mond Grün | 5-15 ms | Venus (VIS) | 1-10 ms |
Korrekturmöglichkeit bei langen Belichtungszeiten
Der überwiegende Anteil der Bildstörungen sind Tip/Tilt-Bewegungen (≅ 70%). Mit einer Adaptive Optik kann dieser Teil der Störung auf mechanischem Weg teilweise korrigiert werden. Solche Systeme funktionieren über eine mit hoher Frequenz um kleine Winkel verkippbare optische Planplatte oder einen entsprechenden Spiegel (siehe z.B. SBIG AO-7/8/L...).Für die Arbeit mit einem solchen System ist ein Off-Axis-Guider erforderlich, da die Nachführkamera die gleichen Störungen sehen und daher durch dieselbe Optik schauen muss. Zudem ist ein heller Leitstern notwenig, der kurze Belichtungszeiten für eine hohe Korrekturrate ermöglicht. Dies zeigt, dass die Verwendung einer Adaptiven Optik schwierig und nicht in jedem Fall möglich ist. Die Profis behelfen sich nicht ohne Grund mit künstlichen Laserleitsternen...
[Artikel vom 01.02.2018]