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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

Roter Mond an der ligurischen Küste (2011)

Rund ein halbes Jahr nach der partiellen Sonnenfinsternis unter eisigen Bedingungen im Januar gab es am 15. Juni 2011 an der Mittelmeerküste ein Kontrastprogramm bei T-Shirt-Wetter. An diesem Tag sollte der total verfinsterte Mond noch während der Dämmerung aufgehen. Die erfolgreiche Sichtung kurz nach Aufgang bei noch blauem Himmel erforderte nicht nur einen wolkenfreien Himmel, sondern auch sehr klare Luft.

Mobilität war gefragt, Motivation war da
Wie so oft sah es in der Heimat nicht so gut aus. Im Rhein-Main-Gebiet bleiben wäre auf jeden Fall eine schlechte Entscheidung gewesen, wie dieses Satellitenbild zeigt:


Allenfalls Ostbayern wäre eine Option gewesen. Doch die Motivation von Steffen Behnke (TaunusUniversum.de) und mir war größer: wir hatten uns die Ligurische Küste in Nordwestitalien in den Kopf gesetzt und sind mit Zwischenhalt in den französischen Alpen rund 900 km zu unserem Beobachtungsort gefahren.

Beobachtungsplatz gesucht…
Doch auch am Mittelmeer warteten ein paar Schwierigkeiten auf uns. Zuvor hatten wir uns über Google Maps und StreetView einen – so dachten wir – guten Beobachtungsplatz mit schönem Blick über das Mittelmeer ausgesucht. Dort angekommen stellten wir jedoch fest, dass der Platz (und auch die Alternativen) auf einem Privatgrundstück liegt und nicht zugänglich ist. Die steile Küste ist dicht bebaut. Allzu viel Zeit bis zum Mondaufgang hatten wir nicht mehr und die Anspannung stieg ein wenig. Denn egal wo wir von der Küstenstraße landeinwärts zu einem erhöhten Bereich einbogen, gab es nirgendwo einen brauchbaren Stellplatz für das Teleskop.

…endlich gefunden!
Letztendlich musste eine sehr kleine Haltebucht an einer steilen Serpentinenstraße herhalten – komische Blicke von vorbeifahrenden (meist Deutschen) Autofahrern inklusive. Von der ursprünglich geplanten Vordergrundkulisse, einem schönen Felsen im Meer, waren wir einige Kilometer weit entfernt. Naja, manchmal kommt halt alles anders…

Blick von unserem Beobachtungsplatz über das ligurische Meer. Blick nach Osten über den Küstenort Varigotti.

Recht bald sind wir auch zwei Fußgängern aufgefallen. Sie leisteten uns fast während der ganzen Finsternis Gesellschaft und konnten ein paar Blicke durch das Teleskop werfen.

Unser Equipment
Um den Aufwand etwas zu reduzieren, hatten wir unsere Foto-Ausrüstungen kombiniert. Zwei GM2000-Montierungen wären übertrieben gewesen... Denn auf einer fanden all unsere kleinen Refraktoren locker Platz. Meine Fotooptik war der Pentax 105/670 SDP mit Canon EOS 5D Mark II hinten dran – eine bewährte Kombination. Steffen hatte den Pentax 75/500 SDHF dabei, der huckepack auf dem 105er montiert war. Über den Baader Stronghold waren beide schnell parallelisiert. Für den visuellen Genuss zwischendurch war als drittes Gerät ein TMB 80/480 parallel montiert.
Weitwinkel-Equipment war zwar auch dabei, doch irgendwie kam dabei nichts Zufriedenstellendes heraus.

Unser Beobachtungsplatz direkt an der Straße in einer schmalen Haltebucht. Die drei Refraktoren zur Fotografie und visuellen Beobachtung auf der GM2000 Montierung. Der Strom kommt aus der Dose!

Ergebnisse
Da die Finsternis nur zur Hälfte zu beobachten war, habe ich dieses Mal auf Komposite und Collagen verzichtet und rein auf ein paar schöne Einzelbilder gesetzt. Hier als erstes der total verfinsterte Mond am noch blauen Himmel:


Wenig später wurden viele Stern sichtbar:


Die Luft war dunstiger als erwartet und natürlich kamen auch dort ein paar dünne Wolken vorbei. Zum Teil ergaben sich dadurch aber auch recht stimmungsvolle Motive:




Die unspannende Halbschattenphase sparten wir uns und machten uns stattdessen schon auf die lange Rückreise. Bis ans Mittelmeer hätten wir für eine erfolgreiche Beobachtung letztlich nicht fahren müssen, aber die Tour hat Spaß gemacht und die Ergebnisse sind zufriedenstellend!

Alle Bilder der Finsternis gibt es hier