
Der rote Planet ist der obere Nachbar der Erde und regt schon lange die Phantasie der Menschen an.
Von allen Planeten ist seine Präsenz in der Popkultur wahrscheinlich die stärkste. Auch wenn er sich immerhin am Rand der habitablen Zone befindet,
ist er nach heutigem Wissen entgegen der Science Fiction-Phantasien ein toter Planet.
Denn seine Masse reichte nicht aus, um eine erdähnliche, dichte Atmosphäre zu halten.
Als Beobachtungsobjekt ist er dennoch äußerst spannend – auch seine dünne Atmosphäre.
Dieser Artikel soll einen Überblick darüber geben, was es auf Mars zu entdecken gibt.
Marsbahn
Der mittlere Abstand zwischen Sonne und Mars beträgt etwa 1,5 AE, folglich schwankt unsere Distanz zu ihm im Mittel zwischen 0,5 und 2,5 AE.
Aufgrund der Exzentrizität der Marsbahn unterscheiden sich die Minimalabstände bei Oppositionen jedoch relativ stark.
Im besten Fall trennen Erde und Mars nur 56 Mio. km, dann kann der rote Planet bis zu 24" scheinbaren Durchmesser erreichen.
Doch leider liegen die Bahnen von Mars und Erde derart zueinander, dass die günstigen Oppositionen bzgl. des Abstand immer aud die Sommermonate fallen,
wenn Mars leider nur bescheidene Höhen um 25° über dem Horizont erreicht.
Bei den günstigen Winteroppositionen ist sein scheinbarer Durchmesser relativ klein (ca. 13").
Der wahrscheinlich beste Kompromiss für Beobachter in unseren Breiten sind
die Herbstoppositionen mit Durchmessern um 20" und Höhen von über 50°.
Rotation
Noch ein kurzer Blick die Rotation von Mars, denn seine Tageslänge ist mit 24,6 Stunden der Erde sehr ähnlich.
Für Beobachter bedeutet dies, dass in zwei aufeinander folgenden Nächten zur gleichen Zeit fast dieselbe Seite zu sehen ist.
Es dauert daher eine Weile, bis man die gesamte Oberfläche beobachtet hat.
Außerdem ist die Drehachse des Mars vergleichbar zur Erde um 25,2° geneigt.
Dies erzeugt einen jahreszeitlichen Rythmus, der in den folgenden Abschnitten immer wieder eine Rolle spielt.
Auf diesen Beispielbildern sind die unterschiedlichen Perspektiven durch die Achsneigung zu sehen:
Mars im Teleskop
So richtig rot ist Mars eigentlich nicht.
Die dominierenden Farbe auf Mars' Oberfläche sind Beige-, Ocker- und Brauntöne verschiedener Helligkeit, die zu unterschiedlichen Landschaftsformen gehören.
Helle Farben sind mit staubigen Tiefebenen asoziiert, während in bis mehrere Kilometer hohen Gebirgsplateaus eher die dunkleren Brauntöne vorherrschen.
Schnell fällt auf, dass Mars scheinbar zweigeteilt ist: die Südhemisphäre ist weitgehend dunkel, die Nordhemisphäre fast nur hell Beige.
Polregionen
Polkappen

An den Polregionen ist der jahreszeitliche Rythmus des Mars am deutlichsten zu sehen. Im Laufe eines Marsjahres schmelzen, bzw. resublimieren die Eiskappen wechselseitig beträchtlich ab und wachsen durch Sublimation von CO2 aus der Atmosphäre wieder an. Jedoch unterscheiden sich die längen der Jahreszeiten für Nord-und Südhemisphäre um rund 20 Jahre und die Polkappen unterscheiden sich deutlich in ihrer maximalen Ausdehung. Die südliche Polkappe (SPC) wird deutlich größer und erreich den 55. südlichen Breitengrad. Bei koninuierlicher Beobachtung fällt auf, dass die Sichtbarkeit der SPC schwankt. Die Ursache ist, dass sie nicht exakt auf dem aerografischen Südpol liegt, sondern um rund 150 km versetzt liegt, was wahrscheinlich mit den lokalen Wetterbedingungen zusammenhängt. Im Norden breitet sich das Trockeneis der Polkappe (NPC) nur bis zum 63. nördlichen Breitengrad aus.

Novus Mons (Mountains of Mitchell
)

Mountains of Mitchellgenannt am 23.08.2003.
Mountains of Mitchellgenannt wird. Dort hält sich das Eis deutlich länger als in der flacheren Umgebung. Dadurch trennt sich beim Schmelzprozess im Laufe von Tagen eine
weiße Inselab.
Diesen Prozess konnte ich bei der Opposition 2003 am 23. August festhalten. Auf der Aufnahme (Abb. rechts) ist am rechten Rand der Kappe Novus Mons als Ausbuchtung zu sehen.
Weitere Phänomene in den Polregionen

Polsaum
Schmilzt eine der Polkappen ab, so ist in direkter Umgebung zu den Eismassen ein dunkler Saum zu sehen. Das Material an der Oberfläche hellt sich im weitere Prozess auf. Offenbar ändert sich hier die Albedo, wofür Raureifbildung verantwortlich gemacht wird. Der Kontrast zum blendend hellen Trockeneis ist sehr hoch, sodass der Polsaum visuelle relativ leicht zu sehen ist.

Das erneute Anwachsen während einer Polarnacht macht sich indirekt bemerkbar. Zwar ist der betreffende Pol von der Erde abgewandt, jedoch bildet sich über der Polregion ein ausgedehnter Nebel, der bis auf die sichtbare Seite übergreift. Entsprechend der Hemisphäre wir die Nebelhaube als "north polar hood" (NPH), bzw. "south polar hood" (SPH) bezeichnet. Die Polhaube sind durchaus unregelmäßig geformt und können sich in relativ kurzer Zeit sichtbar verändern.
Albedostrukturen
Markante Regionen
Die Albedostrukturen sind wie schon oben erwähnt mit verschiedenen Landschaftsformen assoziiert. Ihre Nomenklatur erinnert teilweise an die des Mondes, wobei es eine alte und im Amateurbereich noch gerne verwendete und eine neue Nomenklatur gibt. Ich verwende gerne die alten Namen. Hier ist eine eigene Fotokarte aus dem Jahr 2005:
Im folgenden sollen ein paar Highlights kurs vorgestellt werden.
Syrtis Major

Hellas-Basin

Argyre

Veränderungen
Die dunklen Gebiete scheinen mit der Zeit ihre Farbe und Form etwas zu ändern. Dies liegt am Wettersystem, genauer an Winden, die für eine Umverteilung von Staub auf der Oberfläche sorgen. Solche Veränderungen werden über Zeiträume von Wochen sichtbar. Hier ein Beispiel mit der Region südlich von Sinus Sabaeus, wo sich die Helligkeit von der Opposition 2007 bis zur Opposition 2009/10 deutlich verändert hat.
Vulkane


Außerdem fallen die Vulkane aufgrund ihrer Schatten nahe des Terminators auf. Ist gerade Sonnenauf- oder untergang über Tharsis, lohnt es sich nach dunklen Flecken passend zur charakteristischen Anordnung der Tharsis-Vulkane Ausschau zu halten. Weiter oben hatte ich erwähnt, dass Mars praktisch nur Albedodetails Preis gibt, dies hier ist quasi die einzige mir bekannte Ausnahme bei der die Topografie des Planeten sichtbar wird.

Als weiteres interessantes Vulkangebiet sei noch Elysium erwähnt. Dort findet man die großen Schildvulkane Elysium Mons, Hecates Tholus und Albor Tholus, die jedoch schwieriger zu beobachten sind.
Wettererscheinungen
Mars besitzt zwar nur eine dünne Atmosphäre – der Druck an der Oberfläche ist 160× geringer als auf der Erde –, doch es gibt einige Wetterphänomene zu beobachten.
Getrieben werden diese durch den Tageswechsel und die Jahreszeiten. Erwähnt wurden ja schon die Erscheinungen in Verbindnung mit den Polkappen und die orografischen Wolken bei den Vulkanen.
Zu beobachten gibt es außerdem lokale Reif-, Nebel- oder Dunst-Erscheinungen.
Weiterhin können Winde Staubstürme erzeugen, die manchmal sogar den gesamten Planeten einhüllen.
Von all diesen Phänomenen ist einiges bereits auf den Bildern oben zu sehen. Hier sind noch weitere Beispiele.
Filter für die visuelle Beobachtung
Hier noch ein Hinweis, denn bei der visuellen Beobachtung ist es sinnvoll mit Farbfiltern zur Kontraststeigerung zu arbeiten. Farbunterschiede zwischen hellen und dunklen Zonen, sowie den Wetterphänomenen könne so genutzt werden. Die folgenden Filter haben sich als gewinnbringend erwiesen:
- Wratten 25 (Rot): drastische Kontrastverstärkung der Dunkelgebiete.
- Wratten 21 (Orange) / Wratten 12 (Gelb): Staubstürme aufspüren.
- Für Polkappen: Wratten 12 / Wratten 56 (Grün) / Wratten 80A (Hellblau).
- Für Wolken und Nebel: Wratten 38A (Dunkelblau).
Zusammenfassung
Zum Schluss noch einmal die interessanten Punkte zusammengefasst:
- Albedostrukturen mit verschiedenen Farben
- Polkappen mit saisonalen Veränderungen
- Wolken, Nebel und Reif
- Staubstürme
- Vulkane
[Artikel vom 18.03.2018]