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Die Astronomie-Seiten von Mario Weigand

Mein Finsternis-Fotoequipment für Flugreisen

Totale Sonnenfinsternisse sind für mich ein Hauptgrund für weite Astroreisen. Denn ohne sich auf die Reise zu begeben ist es praktisch kaum möglich, so ein Ereignis zu erleben. Doch müssen auf Grund des begrenzten Platzes und Gepäckgewichts Einschränkungen beim Equipment in Kauf genommen werden. Das komplette Teleskop mitzunehmen ist in der Regel zu aufwändig und teuer – mir zumindest.

Im Folgenden beschreibe ich die einzelnen Komponenten meines Fotoequipments für Finsternisreisen. Vielleicht ist das für den ein oder anderen interessant und hilfreich.

Wahl der Optik
Das Ziel war eine Optik im Bereich 500 mm Brennweite für detaillierte Bilder der Korona. Und möglichst klein und leicht musste sie natürlich sein. Weiterhin sollte das Bildfeld am besten schon korrigiert sein, sodass kein Flattener erforderlich ist, um zusätzliches Gewicht zu sparen. Hier eine Übersicht der Geräte, die in meinem Equipment zur Auswahl standen. Eine rote Ampel bei einem mir wichtigen Punkt bedeutet natürlich das Aus für ein Gerät.

TeleskopGewichtVrelBemerkungen
Pentax 75 SDHF2,2 kg1,0 Großes korrigiertes Gesichtsfeld
Taukappe einziehbar
Tubus teilbar
Relativ leicht
Nicht ganz farbrein
TMB 80/4803,6 kg1,4 Tolle Farbkorrektur
Flattener erforderlich
Schwer
MTO 500/5,61,5 kg0,4 Sehr leicht und kompakt
Abbildungsleistung enttäuschend
Orion ED 80/6003,8 kg2,1 Eigentlich etwas zu lang
Flattener erforderlich
Klobiger Tubus, Taukappe nicht einziehbar
Pentax 105 SDP6,8 kg3,3 Abbildung top
Eigentlich etwas zu lang
Zu groß und schwer

(Vrel ist ein grober relativer Volumenfaktor mit dem Pentax 75 als Referenz. Gewichte gelten jeweils mit Rohrschellen.)

So hatte ich z.B. ein wenig Hoffnung in die kleine Russentonne gesetzt. Auch wenn die obstruierte Optik den Refraktoren in Sachen Kontrast unterlegen sein muss, so hätte sie klare Vorteile bei Gewicht und Größe. Doch leider war die Schärfeleistung auch weit hinter den anderen Optiken – ein klares K.O.

Pentax 105/670 SDP
Die Pentax SDP-Serie verfügt über eine weit bessere Farbkorrektur als die SDHF-Serie. Der Pentax 105 SDP ist daher zwar ein hervorragendes Gerät und ich hatte ihn auch schon im Flugzeug dabei (Venustransit 2012). Damals war dank kurzer Belichtungszeiten keine Nachführung nötig, aber sobald sie erforderlich ist, werden (mir) Aufwand und Gewicht zu groß. Denn damit ist die Reisemontierung völlig überfordert.

Der Orion ED80 und der TMB 80/480 sind beides taugliche Geräte. Vor allem der TMB besticht durch seine hervorragende Farbkorrektur. Doch beide waren aus meiner Sicht wegen Gewicht (beide), Größe (v.a. Orion) und einem zusätzlich erforderlichen Korrektors (beide) unterlegen.

Pentax 75/500 SDHF
Wenn man sich die Tabelle so anschaut, sticht der alte Pentax 75 SDHF sehr positiv hervor. Er ist mit seiner hervorragenden Bildfeldebnung, relativ geringem Gewicht und den kompakten Maßen immer noch ein sehr gutes Reisegerät. Der geringe Farbfehler fällt nur an scharfen Kanten mit sehr hartem Kontrast auf und ist in der EBV leicht in den Griff zu bekommen. Alle zuvor besprochenen Geräte bieten eine bessere Farbkorrektur, sind aus anderen Gründen jedoch als Alternativen ausgeschieden.

Nun habe ich mich in den vergangenen Jahren auch immer wieder umgeschaut, ob es ein Gerät gibt, das noch deutlich besser für meine Reisen geeignet ist. Weitgehend äquivalente Geräte, die ich auf dem Markt entdecken konnte, benötigen einen zusätzlichen Flattener (z.B. Takahashi FC-76), wiegen mehr (Takahashi FSQ-85) oder haben merklich weniger Öffnung (Takahashi 60 mm Modelle) und damit ein kleineres Öffnungsverhältnis. Daher bin ich bei dem kleinen Pentax geblieben, der m.E. als Reisegerät immer noch aktuell, wenn auch nur noch gebraucht zu haben ist.
Reisemontierung
Vixen AP Startracker
Hier habe ich so einiges durchprobiert. Wirklich schlecht war keiner der bisherigen Lösungen, aber letztendlich bin ich bei der sehr kompakten und stabile "AP Startracker" von Vixen hängen geblieben. Sie besitzt keinerlei ausladende Hebel und muss auch nicht nach 90 Minuten "zurück gespult" werden. Dazu ist der Polsucher sehr gut gelungen. Die Montierung bringt mit Steuerung und Kabel 1,5 kg auf die Waage.

Das einzige (optionale) Zubehör das m.E. in der Praxis keine gute Figur macht, ist die Alt-Azimut-Einheit. Abgesehen davon, dass der Aufbau dadurch viel zu hoch und damit instabiler wird, weist mein Exemplar ein beträchtliches mechanisches Spiel auf. Dies ist schon mit DSLR und WW-Objektiv alleine problematisch. den Pentax würde ich nie da drauf setzen. Daher stelle ich die Polachse lieber etwas umständlicher über die Stativbeine ein.
Deklinationseinheit
Skywatcher Deklinationeinheit
Mit dem Pentax 75 oben drauf ist ein Kugelkopf keine gute Wahl mehr. Eine Deklinationseinheit mit (manuellem) Feintrieb ist erforderlich. Auch dafür bietet Vixen Lösungen, letztendlich bin ich aber auf die Variante von SkyWatcher gestoßen. Sie bietet dasselbe, nur als etwas kompaktere Einheit. Die Rohrschelle des Pentax verfügt über ein Fotogewinde (1/4") und passt perfekt auf die Montageplatte. Gewicht: 0,5 kg (ohne Gegengewicht).
Dazu gibt es auch ein passendes Gegengewichts-Set, wobei man das Gewicht auch weglassen und gegen einen Beutel Sand o.ä. ersetzen kann. Das Deklinations-Set von Skywatcher ist obendrein auch recht günstig.
Stromversorgung
Powerbank von RAVPower
Die Vixen AP benötigt nicht viel Strom. Mit einer kleinen Powerbank (hier 10050 mAh von RAVPower) komme ich mehrere Nächte aus.
Stativ
Das GT3541L Mountaineer von Gitzo bietet eine für meine Zwecke sehr komfortable Maximalbelastung von 18 kg bei nur 2,1 kg Eigengewicht. Im Nachhinein hätte es auch ein etwas kleineres Modell getan. Allerdings wäre das Einsparpotential von vielleicht 200 g nur marginal.

Vorteilhaft sind die Stativbeine mit vier Segmenten. Dadurch wird eine Transportlänge von 60 cm erreicht.
Kamera
Als Kamera bei Sonnenfinsternissen setze ich auf das feiner Pixelraster einer APS-C-Kamera. Bei 500 mm passt die Korona noch gut ins Bild, siehe Beispiel von 2017. Nebenbei sind die Gehäuse auch leichter, was der Gewichtsbilanz zugutekommt.
Transportgewicht
Hier eine Übersicht zu dem Gewicht des Setups:
KomponenteGewicht
Pentax 75 SDHF2,2 kg
Vixen AP Startracker1,5 kg
SkyWatcher DEC-Einheit0,5 kg
(Gegengewicht + Stange)(0,5 kg)
Stativca. 2,1 kg
APS-C Canonca. 0,6 kg
Alle Adapter + Kabelca. 0,5 kg
Gesamt ca. 8 kg

Rein vom Gewicht her ließe sich alles im Handgepäck mitnehmen. Aus Platzgründen landet das Stativ aber im Koffer. Der Rest passt jedoch vollständig in einen Fotorucksack.

Tipp: Auf dieser Seite gibt es eine nützliche Übersicht über die zugelassenen Größen und Gewichte von Handgepäckstücken:

Beispielresultate
Zum Abschluss sind hier einige Resultate, aufgenommen mit obigem Equipment:

[07.02.2018]